DER NORDWESTEN

Dank + Das Erbe + Loslassen
Der Nordwesten - Beschreibung
  • Zyklus der Natur: Spätherbst, Abend, spätes Erwachsensein
  • Lebensqualität: Fully Alive – Volle Lebenskraft
  • Kulturelles Element: Dank + das Erbe + Loslassen
  • Gemeinschaftsmerkmal: Innere Spurensuche
Im Nordwesten kommen wir lebenszeitlich gesehen an einen Punkt, wo wir innehalten und spüren: der Tod ist näher gerückt. Das veranlasst uns zu fragen:
Was liegt hinter mir?
Wie habe ich bisher gewirkt?
Was ist mein Erbe?
Welche Dinge sind ungelöst?
Was muss ich noch loslassen?

Die Endlichkeit des Lebens tritt in den Vordergrund, und das Bewusstsein für die Größe des Geschenk des Lebens und der Dank dafür folgen.
Wir gehen auf Innere Spurensuche und fragen uns wie unsere Vorfahren es gemacht haben; Wie gestaltet sich das Erbe, das wir weitertragen wollen?
So wie im Herbst die Natur etwas stirbt, so begegnen wir dem Tod und der Trauer: Gibt es noch ungelöste Konflikte? Was will ich in der verbleibenden Zeit initiieren?

Kulturelles Element: Dank + das Erbe + Loslassen

a) Dank und das Erbe ehren:
Wir stehen in einer Linie zu unseren Vorfahren und zukünftigen Generationen. Unser Handeln stellt Bezugspunkte her zu unseren Lehrern/innnen und Mentorinnen/en, wir treten in ihre Fußstapfen und ehren diese Linie.
Ihr Wissen wurde uns weitergegeben und wir geben es der nächstfolgenden Generation weiter. So erwächst Regeneration und Erneuerung, zu der wir uns verpflichten, denn daraus entstehen innere Ruhe, Gelassenheit und auch Schutz für den gewählten verantwortungsvollen Weg.
Die im Osten vorgestellte Danksagung `Words before all else´, bei jedem Zusammenkommen der Gemeinschaft verwendet, ist eine Möglichkeit Dank in unser tägliches Leben zu bringen.

b) Trauerrituale
Eine Kultur ist gesund, wenn ein Tod keinen Streit hinterlässt sondern gestärkte Einigkeit. ( Zitat von Mike MacDonald)
Trauerrituale sind sehr wichtig für den Zusammenhalt einer Gemeinschaft.
EINE Tradition ist das Trauerfeuer für den Verstorbenen, das vier Tage und vier Nächte brennt. Alle, die wollen, kommen zum Feuer und es wird über die Verstorbene erzählt, gesungen und Anekdoten aus dem Leben erzählt: so wird der/die Verstorbene geehrt.
Was für eine schöne Vorstellung, zu wissen, dass dieses Feuer nach dem eigenen Tod brennt.......
Trauer entsteht allerdings nicht nur durch Tod. Auch die täglichen Verletzungen und Traumatisierungen müssen verarbeitet werden. Geschieht das nicht, entstehen Wut, Frust und Depression, was die Gemeinschaft zerstören kann.
Die `einfachste ´ Art der Trauerverarbeitung ist der Dank, die Danksagung. Eine weitere ist die Transparente Kommunikation. Transparent zu kommunizieren bedeutet, dass Vertrauen und Sicherheit zwischen den Menschen erwächsen; Nichts zurückzuhalten, allerdings immer in dem Rahmen des Peacemakings. Habe ich negative Gefühle für jemanden, kläre ich das – eventuell mit Hilfe der Ältesten – in mir, bis ich mit Innerem Frieden wieder auf diesen Menschen zugehen kann.
Bei den San-Buschleuten finden abends regelmäßig Trancetänze statt. Sie sehen die Verletzungen nicht als etwas, das uns von anderen zugefügt wird, sondern als im Körper sitzende Nadeln, die rausgetanzt werden können. (siehe Jon Young)
In der indigenen Kultur auf Hawaii hat jede Familie sozusagen einen Trauerbeauftragten, der verantwortlich für diese Prozesse ist .(siehe Aunti Mahealani).
Diese Rituale und geistige Haltung sind unter Hooponopono bekannt geworden.

c) Onkel und Tanten - soziale Eltern: Koelternschaft
Von Sobunfe Some stammt das Zitat: Es braucht ein ganzes Dorf um ein Kind großzuziehen. Entsprechend fühlen sich alle Erwachsenen aus der Gemeinschaft für alle Kinder verantwortlich im gleichen Sinne wie die Eltern. Den Kindern bietet das die Möglichkeit, dass immer jemand zur Verfügung steht und sie bei jedem Erwachsenen einen etwas anderen Input bekommen. Die Idee dahinter ist nicht, die Eltern zu entlasten, sondern den Kindern gerecht zu werden.

Gemeinschaftsmerkmal: Innere Spurensuche

Hierunter verstehen wir einen inneren, ehrlichen Prozess, sich mit dem eigenen Schatten und ungelösten Problemen auseinanderzusetzen. Dazu gehört das Loslassen und das Vergeben.
Jede Gemeinschaft muss dafür ihren eigenen passenden Rahmen finden.
Epigenetisch und kollektiv gibt es etwas das wir Historisches Trauma nennen. Es betrifft uns alle und beinhaltet die Traumatisierungen durch die Eroberungskultur, die unsere Gesellschaft über Jahrhunderte prägt, verkörpert durch Sexismus, Rassismus und Antisemitismus.

Dem Schmerz, den wir erleben, wenn wir nachspüren, welches Leid unsere Massentierhaltung verursacht und die Zerstörung der Natur:
Diesem Schmerz muss Raum gegeben werden und unbewusste Diskriminierungen müssen verarbeitet werden.
Die Rolle der Ältesten dabei werden wir noch im Norden beschreiben.

Wir haben mit diesem Leitfaden versucht drei Räume zu eröffnen:

  • den Raum für das Älteste-Sein: hier bewegen wir uns gemeinsam im Experimentellen und im täglich Lernenden
  • den Raum für das Mentoring, das vom eins-zu-eins Setting zum Gesamtpaket einer Gemeinschaft und Kultur wird und das wir dann in der Gesamtheit Ankern nennen
  • den Raum für die Koelternschaft (soziale Eltern): Je mehr unterschiedliche Erwachsene, ein Kind hat, die sich ihm verplichtet fühlen, umso besser kann das angebahnt werden, was das Kind zum Leuchten und in seine Gabe bringt.

Ob es gelingt diese Räume mit Leben zu füllen, ist auch davon abhängig, ob die gestaltenden Menschen willens und fähig sind, ein ritualisiertes commitment – eine Verpflichtung – für sie einzugehen.


Alle Kinder werden von Frauen geboren.
Ehre und respektiere diese Tatsache.

Handle so, dass die nachfolgenden 7 Generationen (über-) leben können.

(Handlungsmaxime erwachsener Indigener -in: F.Redl: Übergangsrituale)


Birgit Fella Koch 2021



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